Edy Hubachers wunderbare Sammelaktion
11.06.2021 - Engagiert, unermüdlich und voller Tatendrang hat Edy Hubacher eine einzigartige Spendenaktion für Special Olympics umgesetzt. Vor einem Jahr, an seinem 80. Geburtstag, hat der Zehnkämpfer und Bob-Olympiasieger, statt sich einfach feiern zu lassen, eine Birthday Challenge ins Leben gerufen. Leidenschaftlich hat er seither auf ein hoch gestecktes Ziel hingearbeitet: 10’000 CHF wollte er für die Stiftung Special Olympics sammeln. Gestartet ist er am 15. April 2020 mit einem 10’000 Meter-Marsch um Haus, Atelier und Garten herum. Pro Stunde 25 oder pro Kilometer 10 Franken schlug er den Spendenwilligen vor. Das hätte Beiträge von 50 oder 100 Franken ergeben. Mit „äs darf ou es bitzele meh sii“ öffnete er die Türe auch für grössere Spenden… Seit diesem Tag ist Edy nun unermüdlich daran, Freunden, Weggefährtinnen, Bekannten und Stiftungen Special Olympics näher zu bringen und sie zu einer Spende zu motivieren. Der krönende Abschluss seiner Special Olympics Birthday Challenge sollte ein Benefiz-Jassturnier mit Sportlegenden und Troubadour Oli Kehrli sein. Aber nein, er hatte ja noch längst nicht alle angeschrieben, denen er Gelegenheit geben wollte, für etwas Gutes Gutes zu tun.
Wir gratulieren Edy von Herzen und ziehen alle den Hut vor seinem Engagement und dieser Höchstleistung!
Mehr zu diesem aussergewöhnlichen Projekt finden Sie hier im Interview.
Vom 10 km-Geher zum Ironman-Triathleten
Edy Hubacher, Sie haben vor einem Jahr zugunsten von Special Olympics Switzerland eine Fundraising-Aktion lanciert. Wie und wann ist die Idee entstanden?
Am 2. April, nach einem üblen Sturz kopfüber in einen Rosenstock. Nach kurzem Spitalaufenthalt verschrieb ich mir als Reha einen täglichen Marsch ‚um ds Huus ume‘. Kurz vor meinem 80.Geburtstag, am 15. April 2020, vernahm ich von einem britischen Athleten, der an seinem 32. Geburtstag auf engsten Raum einen Marathon lief und innert kurzer Zeit mehr als 25’000 Franken für ein Covid-19-Programm generierte. Weshalb sollte ich nicht auch so etwas auf die Beine stellen?
...was sich für Special Olympics hoffentlich gelohnt hat.
Das können wir schon sagen! SRF1, TeleBärn und der Fraubrunner Anzeiger leisteten mit ihren Reportagen tolle Starthilfe, die BZ und ihre „Filialen“ doppelten einen Monat später nach, was eine neue Welle auslöste. Ja, und das Projekt ist noch am Laufen, weil ich mich entschied, mein 81. Lebensjahr ganz in den Dienst dieser Menschen mit geistiger Beeinträchtigung zu stellen, die mir durch viele gemeinsame sportliche Aktivitäten lieb geworden sind.
Hätte es denn zuerst weniger lang dauern sollen?
Am 30. August führten wir im „Schönguet“, der Ideenwerkstatt unserer Töchter, und in unserem Viergenerationenhaus unter der Leitung von Jassmeister Hans Bachmann einen Benefiz-Jass durch, der als Merci für bisherige und als Möglichkeit für zukünftige Spenden gedacht war. An sechs Vierertischen in fünf Räumen wurden vier Passen gespielt. Für die kulinarischen Freuden zeichnete unser grosser Nachbar, die Tranksame war ein Geschenk von Freund Jean-Pierre Egger. Unsere Küchenfeen sorgten für die Corona-gerechte Durchführung. Ein weiteres Highlight waren die Darbietungen des Berner Chansonniers Oli Kehrli, der wie andere grosse „Kleinkünstler“ meine Challenge unterstützte, obschon auch sie durch die Pandemie grosse Einbussen erleiden. Unter den Teilnehmenden befanden sich sechs Frauen und die Sportgrössen Daniel Giger, Max Schär, René Berthod, Roger Hegi, Peter Haas und ‚König‘ Matthias Glarner (Reihenfolge nach Rangliste!). Der Reinerlös von 800 Franken zugunsten des Projekts war erfreulich hoch. Darum hätten wir nun die Aktion abschliessen wollen.
Wieso geschah dies nicht?
Auch in den nachfolgenden Tagen und Wochen kamen noch Spenden herein. Und die kontaktierten Stiftungen und Institutionen mussten ja in einigen Fällen noch eine Zoom- oder wenigstens eine Telefonkonferenz durchführen, um entscheiden zu können. Aber das Warten lohnte sich! Die Stiftungen „Goldene Tage Sapporo 1972“, „PrixPrintemps“ setzten leuchtende Zeichen der Solidarität. Die Burgergemeinde Urtenen, die Stiftung ‚Freude herrscht‘, Swiss Olympians, Zryd & Reinhard und als Dessert noch die HANS HUBACHER Stiftung zeigten sich auch äusserst grosszügig. Nicht Bobfahrer haben meine Challenge kräftig angeschoben, sondern die Ehrenzunft ‚meines‘ Turnvereins Länggasse und Swiss Athletics.
Dass ich zweimal ‚in die Verlängerung‘ musste, hängt mit diversen Reparaturen an Herz und
Haut und mit den Bresten des Alters zusammen, die mich zeitweise in Schach hielten, aber
nicht matt setzten. Dazu kam, dass ich nur noch mit dem Zeigfinger der linken Hand tippen
kann, System ‚kreisender Adler“. Aber aufgeben? Nein! ‚Dran blybe, nid na la gwinnt!‘ So hat
die glückliche Reise ein ganzes Jahr gedauert, 365 Tage zwischen zwei Geburtstagen.
Haben Sie sich einen bestimmten Geldbetrag zum Ziel gesetzt?
Ja. Aber dieses Ziel existierte nur in meinem Hinterkopf. Was ich verraten kann: Es ist schon
übertroffen worden und auf der Homepage von Special Olympics findet ihr unter News den
aktuellen Stand.
Bekamen Sie auch Spenden, mit denen Sie nicht gerechnet hatten?
Ich hatte verschiedene schöne und überraschende Erlebnisse. So spielte ich eines Tages am Moossee eine Runde Golf mit einem Spielpartner, den ich noch nicht gekannt hatte. Er zeigte grosses Interesse für das Projekt. Nach der Runde sassen wir noch lange in der Gartenwirtschaft zusammen. Sie war geschlossen, aber der Wirt spendierte uns ‚Suure Moscht‘ und brachte ihn ins Freie. Einige Tage später erhielt ich die Nachricht von Special Olympics, dass von diesem Sportkameraden 500 Franken eingezahlt worden sind!
Sehr erfreulich war auch die Reaktion des FC Thun, der bereits vor sechs Jahren als erster
Fussballclub Special Olympics die Inklusion von ‚fussballverrückten‘ Kindern, Jugendlichen
und Erwachsenen ermöglicht hatte. Obschon permanent mit finanziellen Schwierigkeiten
kämpfend, steuerten der Club und auch Personen aus seinem Umfeld grosszügig einen beachtlichen Betrag bei.
Wie viele Spendenaufrufe haben Sie versandt?
Das Ziel waren 300. Alle wurden persönlich angeschrieben - auch mir vertraute Parlamentarier*innen aller Couleurs - was sich lohnte. Spät realisierte ich, dass es eine Zumutung gewesen war, in der Zeit der ersten Corona-Welle engagierte, geforderte, manchmal überforderte Personen mit meinem Gesuch zu belangen. Von einem, der in höchster Verantwortung stand, erhielt ich aber ‚mailwendend‘ die Antwort: „Ich danke dir für deine Beharrlichkeit“- und bald darauf die Nachricht von einer grosszügigen Spende, was mich neu motivierte. 'Nid lugg la', war hier meine Losung.
Über das Ganze stellte ich den Vers eines Chansons von Mani MaIer:
„Dene, wos guet geit, giengs besser, giengs dene besser, wos weniger guet geit.“
Wie kam die Aktion bei den Institutionen und Stiftungen an?
Grundsätzlich sehr gut. Es kam aber auch vor, dass mein Mail von einem Spam-Filter abgefangen wurde. Als ich davon hörte, wagte ich ein ‚no-go‘ und setzte bei denen nach, auf die ich im Sport-Toto ‚eine Bank gesetzt’ hätte. Das lohnte sich meistens, auch weil alles über persönliche Bekanntschahen und Kontakte lief.
Erlebten Sie auch echte Enttäuschungen?
Es waren nur fünf, die mir arg zu schaffen machten. Darüber möchte ich jedoch an dieser
Stelle nicht sprechen.
Können Spätentschlossene noch etwas einzahlen?
Liebend gerne! Dieser Bericht ist als Dank an alle gerichtet, die als Privatpersonen zwischen
20 und 500 Franken spendeten, wie an Stiftungen, die grosse Beträge bis 5000 Franken spendeten.
Für weitere Menschen, von denen ich überzeugt bin, dass sie ein Herz für die Schwachen
haben - auch für die Mitmenschen mit geistiger Beeinträchtigung, denen Sport viel bedeutet
und die in der Zeit der Pandemie gleich dreifach handicapiert sind. Das Konto ist noch bis
zum 31. Mai geöffnet. In Anlehnung an ‚Jede Rappe zellt‘, gilt nun: ‚Jedi Note zellt!‘ (plh)